Sonntag, 19. September 2010

Wehe man kommt aus Dachau …

Mit dem Namen Dachau verbinden wohl die meisten Menschen die schwärzesten zwölf Jahre der Geschichte unserer über 1.200 Jahre alten Heimatstadt. Die wenigsten wissen, dass Dachau über ein wunderschönes Renaissanceschloss und eine durchaus sehenswerte Altstadt verfügt. Ja, manch einer weiß noch nicht einmal, dass Dachau überhaupt eine Stadt ist.

Rund 42.000 Menschen leben in der Großen Kreisstadt – Menschen, die wohl auch ein Recht darauf haben, stolz auf ihre Heimatstadt zu sein. Stolz auf den Baumeister Josef Effner, den Schriftsteller Ludwig Thoma oder den ASV Dachau, der mit seiner Volleyballmannschaft eine zeitlang sogar europaweit für Furore sorgte.

Die „grauen Herren“ der UEFA und so manch ein Fußballfunktionär sieht das aber augenscheinlich anders. So ist der folgender Vorfall beim Champions League Finale 2010 in Madrid beileibe nicht der erste: Das Aufhängen unserer Fahne - Dachau ist für die UEFA gleich Konzentrationslager – wurde uns untersagt (nach zähen Verhandlungen durfte die Fahne hängen bleiben – dafür mussten aber die Buchstaben „ACHAU“ mit roter Folie überklebt werden).

Beim EM-Qualifikationsspiel der Deutschen Nationalmannschaft in San Marino im Jahr 2006 wurde unsere Fahne bereits von den Offiziellen „beschlagnahmt“. Dumme Kommentare der Ordner bei Länderspielen oder Auftritten der Bayern im Ausland gehören quasi fast schon zu unserem Fan-Alltag.

Wir wollen die düsteren Tage unserer Stadt nicht vergessen, sehen es aber auch nicht ein, immer dafür „verantwortlich“ gemacht zu werden. Zumal wir uns als Gruppe ganz klar von Rassismus innerhalb und außerhalb der Fußballstadien distanzieren.

Vom, von der UEFA alle naselang zitierten, Respekt ist aus unserer Sicht nichts zu spüren. Immer wieder sollen wir uns für unsere Herkunft rechtfertigen. Immer wieder werden wir hierfür „diskriminiert“ und oder bestraft. Aus diesem Grund fordern wir:

UEFA – Respect Fans!

Dachau City '95 im September 2010

Dienstag, 14. September 2010

Choreografie-Verbot der UEFA

Wie die Vereinsführung des FC Bayern dem Club Nr.12 mitgeteilt hat, wurde die für das morgige Champions League-Heimspiel gegen den AS ROM geplante Fan-Choreografie heute Mittag von der UEFA schriftlich untersagt.

Die geplante Aktion hätte eine Persiflage des berühmten Monty-Python-Klassiker "LIFE OF BRIAN" vorgesehen: Die Fans in der Südkurve hätten dazu den Schriftzug "LIFE OF BAYERN" gebildet, und im unteren Teil der Südkurve wäre das Motto der Aktion "ROMANI ITE DOMUM" [lateinisch: Römer, geht nach Hause!] zu lesen gewesen. Auch dieser lateinische Spruch stammt aus dem "Leben des Brian": Der Titelheld Brian hatte die "romfeindliche" Parole zunächst grammatikalisch falsch (ROMANES EUNT DOMUS) an eine Mauer gemalt und wurde dabei von einem römischen Soldaten entdeckt. Zur Verbesserung seiner Lateinkenntnisse musste er daraufhin die grammatikalisch richtige Botschaft (ROMANI ITE DOMUM) mehrere Dutzend Mal an die Wände Jerusalems malen.

Als Begründung für das Verbot der UEFA wurde ein angeblich beleidigender Inhalt der Aktion gegen über dem Gastverein und seinen Anhängern angegeben. Da bei einer Zuwiderhandlung eine hohe Geldstrafe, eventuell sogar ein Punktverlust gedroht hätte, sieht sich der Club Nr.12 gezwungen, die Aktion abzusagen. Dies ist umso bedauerlicher, da die Vorbereitungen zum aktuellen Zeitpunkt schon beinahe abgeschlossen waren, und durch dieses unverständliche Verbot mehrere hundert ehrenamtliche Arbeitsstunden an Vorbereitungszeit sowie ein vierstelliger Eurobetrag für das Material verloren sind.

Der Club Nr.12 distanziert sich ausdrücklich von Gewalt und Beleidigungen in und außerhalb der Stadien. Unabhängig davon ist es Teil der Fankultur, dass sich Anhänger zweier Fußballclubs verbal und auch mit optischen Aktionen - wie der geplanten Fanchoreografie - auf den Arm nehmen. Dies stellt genauso wenig einen Verstoß gegen das FairPlay dar, wie ein Trainer, der seine Mannschaft auffordert, den Gegner „ohne Punkte nach Hause zu schicken“.

Das Verbot der geplanten Fanaktion mit dem Motto „ROMANI ITE DOMUM“ ist bereits der zweite Vorfall in jüngster Zeit, bei dem die UEFA bei Spielen des FC Bayern trotz des sicher ehrenhaften Einsatzes für mehr FairPlay auf den Rängen weit über das Ziel hinausschießt: So wurde beim Champions League-Finale in Madrid im Mai dieses Jahres dem Dachauer FC Bayern-Fanclub "Dachau City" das Aufhängen der Fanclubfahne untersagt, da die Fahnen-Aufschrift "Dachau" aus Sicht der UEFA aufgrund des gleichnamigen Konzentrationslagers ein nicht hinnehmbarer Verstoß gegen die FairPlay-Regeln darstellt.

Bildquelle: K. Schick

Der Club Nr.12 ist sehr irritiert über den eingeschlagenen Kurs der UEFA: Erst vor wenigen Wochen hatten UEFA-Beauftragte auf dem internationalen Fankongress in Barcelona wiederholt die Bedeutung der Fans und von friedlichen Fanaktionen betont. Dieses nun kurzfristig verhängte Verbot zeugt jedoch von der Respektlosigkeit der UEFA gerade gegenüber den Fans, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit immer wieder ihren Teil dazu beitragen, aus einem einfachen Fußballspiel ein Spektakel im positiven Sinne zu machen. Es drängt sich der Eindruck auf, das bei dem oft strapazierten UEFA-Motto „We care about football“ die Fußballfans nicht mit inbegriffen sind.

Mit rot-weißen Grüßen

Club Nr.12 e.V.

(Quelle: www.clubnr12.de)